Erste Ergebnisse der MENTAL Studie veröffentlicht

Erste Ergebnisse der MENTAL Studie veröffentlicht

Peter Nydahl et. al. haben jetzt erste Ergebnisse zu ihrer Studie: Mobilization in the evening to prevent and treat delirium veröffentlicht. Das Studiendesign hatte in 2018 DIVI-Förderpreis für Delir-Management gewonnen.

In ihrer MENTAL-Studie  (Mobilization in the evening to prevent and treat delirium) untersuchen Nydahl, McWilliams, Weiler, Borzikowsky, Howroyd, Brobeil, Von Haken und Kott, ob eine Frühmobilisierung am Abend zur Prophylaxe und Therapie eines Delirs konstruktiv beitragen kann.

Dass bei Patienten auf einer Intensivstation häufig ein Delirium auftreten kann, ist bekannt, auch dass eine Frühmobilisierung zur Vorbeugung und als therapeutische Maßnahme empfohlen wird. Jedoch wird diese bisher nur tagsüber empfohlen. Hintergrund ist, dass man den Patienten eine Nachtruhe ermöglichen will. Laut Nydahl et al. weisen allerdings viele Patienten mit einem Delirrisiko oder bereits mit einem Delirium einen gestörten Tag-Nacht-Rhythmus auf. Das heißt, dass sie vermehrte Tagesschlaf- und weniger Nachtschlafphasen haben. Das führt die Forschergruppe um Nydahl et.al. zu der Hypothese, dass die stufenweise Frühmobilisierung aus dem Bett im Zeitraum zwischen 21:00 Uhr und 23:00 Uhr zu einer geringeren Inzidenz und Dauer eines Deliriums führen könnte.

In ihrer internationalen, multizentrischen, randomisierten und kontrollierten Studie auf fünf gemischten Intensivstationen in drei Zentren führten sie über einen Interventionszeitraum von zwei Wochen und einer Nachbeobachtung von maximal 28 Tagen eine Untersuchung durch. Bei dieser Studie wurden die Patienten unter Beobachtung von bestimmten Sicherheitskriterien zwischen 21:00 Uhr und 23:00 Uhr von Physiotherapeuten und Intensivpflegekräften auf die Bettkante oder weiter mobilisiert.

Das vorläufige Ergebnis dieser Studie zeigt, dass die Mobilisierung am Abend die Dauer des vorhandenen Deliriums verringerte. Allerdings nicht statistisch signifikant. Mit Ausnahme der Beatmungsdauer der Patienten war die Aufenthaltszeit auf der Intensivstation, im Krankenhaus allgemein sowie die Mortalität zwischen den Vergleichsgruppen nicht signifikant unterschiedlich. 

Allerdings ergab eine Post-hoc-Analyse, dass die abendliche Mobilisierung in den ersten vier Tagen ein Delirium bei den Patienten verhinderte (n = 6 [16,7%]) im Vergleich zu nicht-mobilisierten Patienten (n = 13 [39,4 %]. Die Maßnahme konnte bei 71,7 % der mobilisierbaren Patienten durchgeführt werden. Die hypothetische Number-Needed-to-Treat ist 5 (1).

Korrespondenzadresse: 
E-Mail: Peter.Nydahl@uksh.de
Klinik für Anästhesie und operative Intensivmedizin
Universitätsklinikum Schleswig Holstein, Kiel 

 

(1) 
P. Nydahl et. al.:
Die MENTAL-Studie: Mobilization in the evening to prevent and treat delirium
Deutscher Ärzteverlag | DIVI | Deutsche Interdisziplinäre Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin | 2020; 11 (4)