Expertise in Leadership: Was hat ein Schiffsbruch mit einem Krankenhaus zu tun?

Expertise in Leadership: Was hat ein Schiffsbruch mit einem Krankenhaus zu tun?

Am Auftaktwochenende des Expertise in Leadership Programms der B. Braun-Stiftung starteten künftige leitende Krankenhausangestellte in den neuen Durchgang des Führungskräfteprogramms.

25 angehende Führungskräfte aus verschiedenen Disziplinen unterschiedlicher Krankenhäuser sind am 07. und 08. Oktober in das Expertise in Leadership Programm gestartet. Sie kamen im Kloster Haydau im nordhessischen Morschen zusammen, um sich kennenzulernen und sich über die aktuellen Herausforderungen der Krankenhäuser in Deutschland auszutauschen und erste Managementaufgaben zu lösen.

“Wir sind hier heute Morgen durch das Tor gegangen und wie in eine andere Welt eingetreten. Der Alltag und der Stress, so scheint es, ist draußen geblieben“ so fasst eine Teilnehmerin den ersten Tag der Seminarreihe zusammen. Mit dem Tor meint sie das schmiedereiserne, das zum Seminarzentrum des Kloster Haydau führt. Stressabbau ist auch ein Aspekt des Vortrags von Anja König, Seminarleiterin und Pflegedirektorin in Baden-Baden. Management gebe Gestaltungsfreiräume, die auch unterstützen, den Klinikalltag besser zu organisieren und den Dauerstress zu minimieren. 

Ziel der Expertise in Leadership ist es,  Angestellte in ihrem Führungsprofil und für kommende Führungsaufgaben zu unterstützen. Das Programm umfasst sieben Seminarwochenenden, die nach Schwerpunkten aufgeteilt sind. So gibt es neben der Auftaktveranstaltung, die jetzt stattgefunden hat, Seminare zu den Themen: Digitale Transformation, Changemanagement, Kommunikation, Krankenhaus als Unternehmen sowie Personalführung. Am Ende der Seminarreihe steht eine Abschlussveranstaltung, bei der es eine Fallaufgabe gibt, und die mit einer Prüfung endet.

Dieses Mal sind einige dabei, die sich auf Empfehlung von Kolleg*innen, selbst frühere Teilnehmende, für das EIL Programm beworben haben. 

Anja König ist ebenfalls eine ehemalige Absolventin des Expertise in Leadership Programmes. Sie sieht die EIL auch als Mutmacher, der einen dazu bringen kann, sich noch einmal für einen neuen Job zu entscheiden. Nach Abschluss des Programmes habe sie damals den Entschluss gefasst, ihren nahezu unkündbaren Job aufzugeben und beruflich noch einmal einen neuen, für sie unsicheren Weg einzuschlagen. Genau diesen Mut wünscht sie auch den aktuellen Absolvent*innen.

„Das hier ist das erste Wochenende der Reihe und es kommt einem so vor, als sei es schon das dritte, so gut wie sich alle engargieren und austauschen“ stellten die Referent*innen Anja König, Dominik Franz und Norbert Roeder bereits am Nachmittag des ersten Tages fest. Das spiegelte sich auch unter den Teilnehmenden selbst wieder, die ebenfalls überrascht waren, wie schnell sie Vertrauen zueinander gefunden haben.

Dieses wurde nicht zuletzt durch die unterschiedlichen Kennenlernmethoden und die eingeplanten Gruppenarbeitsphasen erzeugt. Darunter fiel u.a., dass sich die Teilnehmenden in kleinen Gruppen zusammenfinden mussten und unter dem Stichwort des „Walk and Talk“ gemeinsam mit einer Fragestellung auf einen kleinen Spaziergang über das Kloster Gelände geschickt wurden. Passenderweise war es ein warmer Herbsttag mit ganztätigen Sonnenschein. Das sicherlich ebenfalls zur guten Stimmung beitrug. Oder dass sie bei einem Gedankenspiel des fiktiven Schiffsbruch entscheiden mussten, welche Gegenstände sie mit auf ihre Rettungsinsel nehmen würden und welche eher nicht.

 

Inhaltlich war das zentrale Thema des Wochenendes die interdisziplinäre und interprofessionelle Zusammenarbeit. Nachdem die Teilnehmenden drei Impulsvorträge zur Interprofessionalität (Dominik Franz), Mitarbeitergewinnung und neue Berufsgruppen im Krankenhaus (Anja König) sowie zu unterschiedlichen Herausforderungen für die Krankenhäuser (Norbert Roeder) gehört haben, ging es in die Gruppenarbeitsphase.

Dabei hatte jede Gruppe die Aufgabe ein Strategiekonzept für das fiktive Krankenhaus „Neustadt“ zu entwickeln. Allerdings für drei unterschiedliche Szenarien. Einmal musste ein Konzept für die Interprofessionelle Zusammenarbeit auf Stationen mit interdisziplinärer Belegung zur Verbesserung der Patientenzufriedenheit und der Bettenauslastung erarbeitet werden. Eine andere Gruppe wurde mit der Aufgabe betraut, sich um das Problem der Personalgewinnung im Krankenhaus und der Attraktivitätssteigerung für potentielle Mitarbeitende zu kümmern. Die dritte Gruppe befasste sich mit der Frage wie man interprofessionelle Zentrumsstrukturen und Zentrumsleitungen aufbauen kann. Herausfordernd war dabei die möglichst effiziente Zusammenarbeit innerhalb der Gruppen, denn bei zwei Stunden Erarbeitungszeit musste das Vorgehen schnell und gut durchdacht werden. Eine größere Gruppe hat sich deshalb bspw. in kleinere Untergruppen aufgeteilt und somit effizienter an Einzelaspekten mit einer klaren Rollenverteilung gearbeitet, die später im Plenum der Gruppe wieder zusammengeführt wurden.

Für diese Projektarbeit hatten die Teilnehmenden zwei Stunden Zeit bevor es zum gemeinsamen Dinner ging. Am nächsten Tag ging es gleich morgens weiter mit den Präsentationen der Ergebnisse, die nicht nur die Referent*innen als sehr gelungen bewerteten. „Ich hätte nie gedacht, dass wir das in so kurzer Zeit schaffen würden“, so eine Teilnehmerin in der Feedbackrunde am Samstag. Gemeinsam war allen Gruppen ihre Interdisziplinarität, denn die Gruppenzusammensetzung wurde nicht dem Zufall überlassen, sondern wurde im Vorfeld von den Seminarleiter*innen anhand der Berufsgruppen zusammengesetzt, was bei den Teilnehmenden als durchweg positiv bewertet wurde.

Als krönenden Abschluss gab es für die Seminarteilnehmer*innen noch eine Werksführung in den Pfieffewiesen, die bei allen auf großes Interesse und Faszination gestoßen ist. Vor allem dieser eine Satz wird wohl einigen in Erinnerung bleiben, nämlich, dass eine Infusionsflasche das erste Mal im Krankenhaus in die Hand genommen wird - weil sie wird vollautomatisch hergestellt und verpackt wird.