Mit Design Thinking Innovationsfähigkeit trainieren

Mit Design Thinking Innovationsfähigkeit trainieren

Die Führung von Mitarbeiter*innen der Pflege in Coronazeiten war und ist herausfordernd. Der Pflegemanagementworkshop der B. Braun-Stiftung hat sich deshalb dieses Jahr auf eine Aufgabe konzentriert, die alle aus der Praxis kennen: Wie lässt sich Pflegepersonal krankenhausübergreifend einsetzen? Mithilfe der Design Thinking Methode hatten die 13 Teilnehmer*innen vier Stunden Zeit eine digitale Lösung zu entwickeln und ihre Innovationsfähigkeit zu demonstrieren.

Die Methode Design Thinking ist bekannt dafür, dass sie in Workshops schnell zu Ergebnissen kommt, auf dem Pflegemanagement-Workshop war es dieses Jahr aber besonders sportlich. Vier Stunden standen den Teilnehmer*innen aus Leitungspositionen der Pflege und Management von Krankenhäusern zur Ausarbeitung Ihrer Ideen zur Verfügung. Die 14 Teilnehmer*innen stürzten sich in die Arbeit und entwickelten mit vielen Materialien ihre Lösung. Unterstützung fanden sie bei Laura Kuropka, Annika Ott und Matthias Warken, Venture Development Manager aus dem werk_39, dem digitalen Innovationslabor des B. Braun Konzerns. 

Die Venture Coaches (v.l.) Matthias Warken, Annika Ott, Laura Kuropka

„Das werk_39 hat jetzt auch in Melsungen Räumlichkeiten bezogen“, sagt Andrea Thöne, B. Braun-Stiftung, Leiterin des Workshops. „Wir brauchen Inspirationen und dafür auch Räume, die agile Zusammenarbeit ermöglichen, um neue Ideen zu entwickeln.“  Die B. Braun-Stiftung hat dafür Büros im Melsunger Stadtwaldpark freigemacht. Die Stiftung ist in der ehemaligen Chefarztvilla der dort ansässigen früheren Lungenheilstätte beheimatet. Sie wurde seit dem Erwerb des Standortes durch den B. Braun-Konzern seit Ende der 70-er Jahre „als Gästehaus“ für Empfänge und Bewirtungen genutzt. Seit 2017 ist der Standort auch Konzernzentrale mit Sitz des Vorstandes und weiterer Leitungsfunktionen. „Die Kronleuchter sind aus den 70ern“, erzählt Vorstandsmitglied, Barbara Braun-Lüdicke. Die Melsungerin war extra in den Stadtwald gekommen, um die neuen Räumlichkeiten zu begutachten. 

Andrea Thöne, B. Braun-Stiftung

Die Aufgabe

Sabine Brase, Pflegedirektorin aus Oldenburg, stellte die Aufgabe vor. Sie hat die Aufgabenstellung entwickelt: „Wichtig ist, in der Kürze der Zeit schnell Zugang zum Problem zu bekommen. Die Aufgabe, die wir gewählt haben, kennt jeder aus der Praxis, besonders in Coronazeiten.“

Das fiktive Klinikum Bad Neustadt will den Personaleinsatz flexibel stations- und auch klinikübergreifend gestalten. Dafür sollen die Teilnehmer*innen ein Modell entwickeln.

Der Charakter der Stadt und des Umlandes ist überwiegend ländlich geprägt. Das Klinikum Bad Neustadt ist ein Krankenhaus der Maximalversorgung. Weitere kleinere Krankenhäuser in der Stadt sind der Ordinarius Spital und der Monetarius Stift. Die Personalsituation im Klinikum Bad Neustadt ist aufgrund der ländlichen Struktur angespannt. Viele junge Menschen zieht es nach der Pflege-Ausbildung in die größeren Städte in der Umgebung, die Mitarbeiter*innenstruktur im Pflegebereich ist überaltert und durch viele Teilzeitkräfte geprägt. Hinzu kommt die Konkurrenz der kleineren, kirchlich getragenen Krankenhäuser, die ein Teil des Personals abwerben und mit Sonderzahlungen und wenig Überstunden werben.

Während der Coronapandemie hat das Klinikum begonnen, Pflegende stations- bzw. klinikübergreifend einzusetzen, um mehr Pflegepersonal für die Intensivstationen freizustellen und den Pflegeschlüssel zu erhöhen. Derzeit denkt das Klinikum darüber nach, wie sie Pflegepersonal grundsätzlich stationsübergreifend einsetzen können. Allen ist klar, dass dies nur geht, wenn das Pflegemanagement dazu an einem Strang zieht. 

Sabine Brase, Pflegedirektorin Oldenburg

Die Methode

Design Thinking ist ein nutzer*innenzentrierter Innovationsansatz. Mithilfe des Ansatzes werden durch multidisziplinäre Teamarbeit Probleme gelöst und dadurch bedeutungsvolle Produkte, Dienstleistungen und Prozesse (weiter-)entwickelt. Die Nutzer*innen sind mit ihren Bedürfnissen stehts im Zentrum aller Überlegungen. Design Thinking wird seit einigen Jahren in vielen Unternehmen wie SAP, Bosch oder GE healtcare erfolgreich angewendet.

In Kleingruppen aufgeteilt, lernen die Teilnehmer*innen, wie sich Interviews führen lassen, um möglichst schnell die richtigen Informationen zu bekommen, eine Persona zu erstellen und die Problemstellung zu formulieren. Mitgebracht hatten die Methodencoaches aus Tuttlingen - auch „Telefonjoker“, zwei Mitarbeiter aus Tuttlingen, welche die Aufgabe hatten, den flexiblen Personaleinsatz in der Produktion während der Coronapandemie zu koordinieren.

„Der Prozess im Design Thinking hin zum Produkt ist in sechs Schritte unterteilt“ erklärt Matthias Warken:

  • Recherche: Verstehen
  • Recherche: Beobachten
  • Fokus: Sichtweise definieren
  • Fokus: Ideen finden
  • Lösung: Prototypen entwickeln
  • Lösung: Prototypen testen
  • Finale Lösung: Prototypen verbessern
Sabine Brase, Pflegedirektorin Klinikum Oldenburg, Joachim Prölß, Vorstand UKE Hamburg, Laura Kuropka, Tuttlingen, Jörg Kurmann, Pflegedirektor Klinikum Sauerland

Die Lösungen

Die Teams nutzen das kreative Material, das Annika, Laura und Matthias mitgebracht hatten. Mit viel Enthusiasmus und Kreativität hat jedes Team ein Modell zum Anfassen entwickelt und den anderen präsentiert. Die drei Lösungen hatten viel Potenzial. So gab es einen Flexclub, in der Mitarbeiter*innen, die sich flexibel einsetzen lassen wollen, mit Karrierechancen und monetären Anreizen gelockt werden, eine „One Clinic one Click“-App Lösung, die viele Informationen für einen flexiblen Einsatz zur Verfügung stellt (Arbeitszeit, Ablauf, Krankheit, Grundriss, Patient*innen, Team) und eine Intranet-Lösung. Während zwei Teams auf Anreize setzten und eine digitale Plattform erstellten, favorisierte die dritte Gruppe ein Coachingangebot. Ihnen war wichtig, das Vertrauen der Mitarbeiter*innen zu gewinnen. Wechsel sollten nur mit einem Paten auf Station erfolgen. So würden Hindernisse reduziert werden und die Rotation von Mitarbeiter*innen zu ermöglichen.

Katrin Hemm-Fischer, stellv. Anästhesieleitung Klinikum Brandenburg, und  Christian Brase, Klinikpflegeleiter Gesundheit Nord, Bremen

Das werk_39

werk_39 ist ein von B. Braun betriebenes Innovationslabor für interne multidisziplinäre Teams mit Sitz in Tuttlingen und Melsungen. Das Angebot richtet sich an alle Geschäftsbereiche von B. Braun. Das werk_39 ermöglicht und unterstützt interne Teams, die von den Business Sponsoren nominiert werden. Die Teams sind darauf ausgerichtet, als interne Startups (aka "Corporate Startup") zu agieren, um die Idee des Intrapreneurship zu fördern. Die Ergebnisse sind entweder marktfähige Lösungen oder eine transformative Wirkung für das Unternehmen.

Das Netzwerk

Der Pflegemanagement-Workshop findet traditionell am Tag vor der Fortbildung für Pflegende statt. Eingeladen sind Führungskräfte aus Krankenhäusern. Mit dabei sind immer die Absolvent*innen der Leadership-Programme der B. Braun-Stiftung, dem Mentoringprogramm und der Expertise in Leadership. „Ich bin seit Corona nicht mehr außerhalb unseres Krankenhauses gewesen. Hier konnte ich viel Motivation und Energie für meine Klinikarbeit tanken. Auch der Ort hat mir besonders gut gefallen. Ebenfalls fand ich die Arbeit mit Matthias jungem Team sehr erfrischend. “ sagt Andre Wagner, Ev. Krankenhaus Lippstadt.

Andre Wagner, Pflegedienstleitung Lippstadt,  Elke Kamp, Pflegerische Leitung OP,  Sabine Brase

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