Einbruch der hochschulischen Pflegeausbildung

Einbruch der hochschulischen Pflegeausbildung

Der Deutsche Pflegerat und die Deutsche Gesellschaft für Pflegewissenschaft mahnen vor einem Einbruch der hochschulischen Pflegeausbildung und fordern ein massives Gegensteuern.

Die akademische Pflegeausbildung in Deutschland ist laut Aussagen des Deutschen Pflegerates in einer prekären Situation. „Weniger als 50 Prozent der vorhandenen Studienplätze für die hochschulische Ausbildung von Pflegefachpersonen sind aktuell belegt. Die akademische Ausbildung der Pflege bricht ein“, mahnt die Vize-Präsidentin des Deutschen Pflegerats e.V., Christine Vogler. Die Gründe für diese Entwicklung sieht Vogler in „fehlenden bzw. unzureichenden Regelungen des Pflegeberufegesetzes“. Es fehle eine Vergütung der Praxiseinsätze der Studierenden, denn im Gegensatz zur akademischen Pflegeausbildung gibt es in der berufsfachschulischen Ausbildung einen Anspruch auf Entlohnung.

Zudem fehle es auch an einer Refinanzierung der Praxisanleitung der Studierenden. Diese müsse von den Ausbildungseinrichtungen selbst finanziert werden. Das wiederum senke deren Kooperationsbereitschaft zur Ausbildung, so der Deutsche Pflegerat e.V.

Ein weiterer Grund sei die finanzielle Ausstattung der Hochschulen, die als unzureichend angesehen wird. Die Folge ist, dass der akademische Mittelbau sowie die nötigen Skill Labs fehlten, die es für die Betreuung der Studierenden brauche.

Deshalb fordert der Deutsche Pflegerat jetzt zusammen mit der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft, massiv gegenzusteuern. Zum einen bräuchten die Studierenden eine Vergütung für die zu leistenden Praxiseinsätze. Dazu müsse der Bundesgesetzgeber die Rahmenbedingungen schaffen. Und zwar für ein primärqualifizierendes Pflegestudium analog zum Hebammenreformgesetz. Zum anderen müsse die Praxisanleitung refinanziert werden.

Laut Vogler werden in den nächsten zehn Jahren 10.000 Studienplätze zusätzlich benötigt. Die allerdings zurzeit noch nicht „in Sicht“ seien, so Vogler. „Nur dann, wenn der akademischen Berufsausbildung die Fesseln genommen werden, kann die derzeitige Abwärtsbewegung umgekehrt werden.“ So Vogler weiter.

In einem gemeinsamen Statement der Deutschen Gesellschaft für Pflegewissenschaft e.V. und dem Deutschen Pflegerat e.V. fordern sie die Politik auf, sich dieser Problematik anzunehmen.

Sabine Brase, selbst gelernte Krankenschwester und studierte Pflegewissenschaftlerin, ist der Meinung, dass exzellente Medizin auch exzellente Pflege benötige. Und zwar qualitativ und quantitativ.

"Egal, wo ich bislang tätig war und mit welchem Team ich gearbeitet habe: Professionalisierung, berufliche Bildung und Akademisierung sind entscheidend, um die eigene Profession voranzubringen und fachliche Themen weiterzuentwickeln – mit und manchmal auch gegenüber anderen Berufsgruppen. Denn wir als Pflege müssen die Frage beantworten: Welchen Beitrag wollen und können wir zum Erfolg eines Krankenhauses leisten?" so Sabine Brase im Interview mit dem Bibliomed Manager.