“Wir können das Gesundheitssystem besser machen”

“Wir können das Gesundheitssystem besser machen”

Das mit dem Harkness-Fellowship geweckte Potenzial, bietet die besten Voraussetzungen, Verbesserungen im deutschen Gesundheitsstystem anzustoßen. Das machten die Alumni während ihres Treffens deutlich. Sie trafen sich auf Einladung der B.Braun-Stiftung am 5. Februar 2020 in Berlin.

US-Amerikanischer Flair  im 6. Stock des Langenbeck-Virchow-Hauses. Von links: Alexander Pimperl (Fellow), Axel Mühlbacher (Fellow), Tobias Esch (Fellow), Ursina Baumgartner (Careum), Mirella Cacace (Fellow), Melinda K. Abrams (CMWF), Rudolf Blankart (Fellow), Dimitra Panteli (Fellow), Isabelle Scholl (Fellow), Reginald D. Williams II (CMWF), Christoph Veit (Selection Committee Deutschland)

Die B. Braun Stiftung bleibt auch nach dem Abschluss des Harkness Fellowships mit den ehemaligen Fellows in Kontakt und fördert aktiv deren Austausch untereinander. Dazu lud die B. Braun Stiftung alle ehemaligen Fellows aus dem deutschsprachigen Raum zum jährlichen Alumnitreffen nach Berlin ein. Die Mitglieder der Auswahlkomitees aus Deutschland und der Schweiz sowie die Vertreter des Commonwealth Funds, New York, waren ebenfalls zu Gast.

Aus New York angereist waren Melinda Abrams, Senior Vice President, Delivery System Reform and International Innovations, sowie der neue Vice President, International Health Policy and Practice Innovations, Reginald D. Williams II. Letzterer tritt die Nachfolge von Robin Osborn an, die das Programm über 22 Jahre massgeblich geprägt hat und nun als Senior Advisor für den Fund tätig ist.

Von den beiden Amerikanern erfuhren die Teilnehmer aus erster Hand mehr über die aktuellen Geschehnisse im Gesundheitswesen in den USA:  Melinda Abrams und Reginald ‘Reggie‘ Williams zogen nach zehn Jahren ein Resümee über die Früchte des Affordable Care Acts, der zu Beginn der ersten Amtszeit von Obama vom Kongress verabschiedet wurde. Seit dem Inkrafttreten ist die Zahl nicht-versicherter Personen in den USA stark zurückgegangen und die mit dem Gesetz einhergehende Etablierung von Accountable Care Organizations führte zu Einsparungen und Verbesserungen in der Versorgungsqualität. Von grossem Interesse war auch von Reggie, dem neuen Verantwortlichen des Internationalen Harkness Fellowships, mehr über die neue strategische Ausrichtung des Programms zu erfahren. Reggie wird in Zukunft die Fellows noch stärker einbinden, um den Zielen einer universellen Krankenversicherung, einer Stärkung der hausärztlichen Versorgung, einem Bürokratieabbau und einer Verbesserung des Zugangs zum Gesundheitssystem näher zu kommen.

 "Die Entwicklungen in den USA zeigen, dass die Gesundheitspolitik einen enormen Einfluss auf die Gesellschaft hat. Der Wunsch nach einer umfassenden Absicherung des Krankheitsrisikos bei steigenden Gesundheitsausgaben in den USA birgt gesellschaftspolitischen Sprengstoff. Republikaner und Demokraten stehen sich nach wie vor unversöhnlich gegenüber. Neu ist, dass man sich zunehmend bei der Reformdiskussion an Europa und sogar Deutschland orientiert. Erstaunlich, dass gerade die frühe Nutzenbewertung von Arzneimitteln in den USA als Reformvorlage diskutiert wird", sagte Axel C. Mühlbacher, Harkness Fellow aus 2010/11, Professor für Gesundheitsökonomie an der Hochschule Neubrandenburg. Mühlbacher ist ehrenamtlich außerdem im Kuratorium der B. Braun-Stiftung aktiv und kümmert sich um die Weiterentwicklung des Mentoringprogramms der B. Braun-Stiftung.

Im weiteren Verlauf stellten die Harkness Fellows ihre aktuellen Projekte vor: Rudolf Blankart aus Bern, Harkness Fellow 2015/16, stellte seinen Arbeitgeber, eine innovative Öffentlich-private Partnerschaft, vor: Das Swiss Institute for Translational and Entrepreneurial Medicine, kurz sitem-insel AG in Bern, hat im Mai 2019 eröffnet und unterstützt mit einem interdisziplinären Ansatz Unternehmen und Gründer von Medizinprodukten und Arzneimitteln in der Phase von Prototyp bis Kommerzialisierung. Das wegweisende Projekt mit Partnern aus Industrie, Klinik und Wissenschaft bringt verschiedene Disziplinen aus unterschiedlichen Sektoren in einem Gebäude zusammen, um so den Patienten neue Technologien schneller verfügbar zu machen.

Der Stipendiat aus 2013/14, Tobias Esch aus Witten/Herdecke, zeigte eindrücklich wie er seine Lehren aus seinem Harknessjahr an der Universitätsambulanz für Integrative Gesundheitsversorgung und Naturheilkunde (UnIG) in die Tat umsetzte. Dort setzte er seine Idee einer integrativen Gesundheitsversorgung um, die Allgemeinmedizin, Patientenaktivierung und Förderung der Gesundheits-/Selbstkompetenz sowie evidenzbasierte Naturheilkunde in einer Institution zusammenbringt. Das in Deutschland einmalige Angebot wird von den Patienten gut aufgenommen und wird sowohl von allen privaten als auch gesetzlichen Krankenkassen unterstützt.

Zuletzt stellte Dimitra Panteli von der Technischen Universität in Berlin und Stipendiatin aus 2016/17,  einen neuen Ansatz vor, um medizinische Apps zu evaluieren, damit sie in den Leistungskatalog der gesetzlichen Krankenkassen aufgenommen werden können. Im Auftrag des BMGs, organisierte Frau Panteli zahlreiche Workshops und Interviews mit Experten aus Industrie, Wissenschaft, Klinik und Juristen, um die verschiedenen Anwendungen zu kategorisieren und Handlungsempfehlungen abzuleiten. Die Vielzahl der Interessen und die unterschiedlichen Anwendungsgebiete der Apps sind dabei eine grosse Herausforderung.

Die an die Präsentationen anschließenden Diskussionen zeigten, dass es viele gemeinsame Interessen zwischen den ehemaligen Fellows gibt. Das Alumninetzwerk bietet sehr viel Potential mehr voneinander zu lernen und so gemeinsam einen aktiven Beitrag zur Verbesserung des Gesundheitssystems zu leisten.

Die B. Braun-Stiftung hat von 2008 bis 2019 elf Jahre lang jedes Jahr einen deutschen Harkness Fellow den Forschungsaufenthalt in den USA für jeweils ein Jahr finanziert. Die B. Braun-Stiftung unterstützt weiterhin die Aktivitäten der Alumni und den Commonwealth Fund in der Auswahl eines europäischen Kandidaten.

Im Harkness Fellowship Programm erhalten junge Gesundheitswissenschaftler die Chance, als Harkness Fellow ein Jahr lang in den Vereinigten Staaten an einer renommierten Universität zu forschen und im Verbund mit den anderen Fellows das Gesundheitssystem kennenzulernen. Insbesondere neue Ansätze und wie sie im Gesundheitssystem auf der politischen Ebene umgesetzt werden können stehen im Vordergrund. Besonderen Wert legt der Commonwealth Fund darauf, dass sich die geförderten Projekte positiv auf die Teile der Gesellschaft auswirken, die auf das öffentliche Gesundheitssystem angewiesen sind: z. B. auf Patienten mit chronischen Erkrankungen und Pflegebedürftigkeit. Der Commonwealth Fund hat seinen Sitz in New York City.  

https://www.bbraun-stiftung.de/de/programme/harkness-fellowships-in-health-care-policy.html