Mentoringprogramm: Design Thinking braucht Interprofessionalität

Mentoringprogramm: Design Thinking braucht Interprofessionalität

Start-up-Feeling erwartete die 24 Teilnehmer*innen zum Start des Mentoringprogramms im Werk39, dem Innovationsstandort des B. Braun-Konzerns in Tuttlingen.

Im Werk 39 arbeiten normalerweise Tag für Tag Kunden aus dem Krankenhaus mit Mitarbeitern des B. Braun Konzerns agil an neuen Ideen, also „beyond the product“. Vom 18. bis 19. September war dort die B. Braun-Stiftung mit ihren Teilnehmern des Mentoringprogramms 2020 zu Gast. Die neuen Mentees aus Pflege, Medizin und Management erhielten an diesem Wochenende eine Idee davon, wie sich Innovationsprozesse mit der Design-Thinking-Methode gestalten lassen. "Ich nehme einen guten Austausch mit und neue Denkanstöße für die Herangehensweise an Probleme",  sagt Teilnehmerin Anne Overlach, Assistenz der pflegerischen Zentrumsleitung der Onkologie im UKE. 

„Design Thinking fördert nicht nur die Kreativität, sondern macht auch flexibler, z. B. um sich schneller auf Veränderung im Markt einzustellen“, sagt Sören Lauinger, Leiter des Werk 39. Deshalb erleben die Besucher im Werk 39 eine Arbeitsatmosphäre, die kreatives Denken fördert. Vorträge im Sitzen, Vorträge im Stehen, Sprints, Teamwork  – agiles Arbeiten ist Teil des Konzeptes. Der Leiter des Werk 39, Sören Lauinger, führt in das Design Thinking ein und stellt die Aufgaben vor, die bearbeitet werden sollten: Verschwendung von Lebensmitteln im Krankenhaus vermeiden bzw. den ersten Arbeitstag im Krankenhaus optimieren. Zwei im Change Management ausgebildete Venture Consultants leiten die Gruppen und stehen für Fragen zur Verfügung.

Design Thinking plant Fehlermachen mit ein. Prototypen oder Ideen werden möglichst schnell in die Praxis umgesetzt. Es wird nicht mehr DIE eine Lösung angestrebt, die dann womöglich Jahre braucht, bis sie verwendet werden kann. Es wird getestet, sobald es einen umsetzbaren Vorschlag gibt. So werden die Ideen schnell ausgearbeitet und eine Lösung präsentiert. Ein Team entwickelt einen Onboarding Pass für neue Mitarbeiter.  Beim Thema Essenverschwendung wird z. B. auf gesunde Ernährung und externe Lieferdienste gesetzt. In einer anderen Gruppe kocht ein Chefkoch zukünftig aus Resten ein Feinschmeckermenü, verfügbar für jedermann.

Die Arbeitsflächen im Werk 39 bestehen aus vielen Inseln und Workspaces, die genügend Raum bieten, damit die Teilnehmer den derzeit benötigen Sicherheitsabstand einhalten können. „Erst waren alle sehr vorsichtig, aber schnell haben alle auch mit Maske und Sicherheitsabstand in den Gruppen eine gemeinsame Basis gefunden“, beschreibt Nicole Jacob, Referentin der B. Braun-Stiftung, das Wochenende in Corona-Zeiten.   

„Innovation braucht Interprofessionalität“, meint Sören Lauinger. Das passt sehr gut in das Konzept der B. Braun-Stiftung, die in ihren Leadership-Programmen den Fokus auf interprofessionelles Lernen legt.  „Komplexe Lösungen, wie wir sie alle im Gesundheitswesen täglich in unserer Arbeit vorfinden, lassen sich nur in Teams lösen“, erklärt der Geschäftsführer der B. Braun-Stiftung, Professor Alexander Schachtrupp. „Denn jeder bringt seine Stärken mit ein.“  Die Teilnehmer*innen erfahren damit, wie bereichernd es sein kann, wenn alle zusammen, berufsgruppenübergreifend komplexe Aufgaben lösen.

Mit dem Mentoringprogramm setzt die B. Braun-Stiftung früh an. Sie fördert damit junge Menschen aus der Gesundheitswirtschaft. Der jetzige Lehrgang endet im Mai 2021 mit einer Studienreise in die Niederlande. In diesem Zeitraum erarbeiten die Mentees einen Businessplan oder ein Versorgungskonzept. Auch dafür werden die Teilnehmer*innen die Design Thinking-Methode nutzen. Über die Laufzeit eines Programmes wird den Teilnehmer*innen ein Mentor bzw. eine Mentorin zur Seite gestellt, erfahrene Führungskräfte aus einem anderen Arbeitsumfeld. Insgesamt absolvieren die Mentees sechs Seminare zu Themen wie Nutzenbewertung, Innovation, Führung und Präsentationstechniken. Das Programm ist international und wird gemeinsam mit der Careum Stiftung in Zürich angeboten.

Das Innovationslabor, wie es B. Braun nennt, wurde in 2019 vom Wirtschaftsmagazin Capital und der Managementberatung Infront Consulting & Management mit dem „Digital Lab Award 2019“ ausgezeichnet. Werk 39 schaffe damit den Spagat zwischen Tagesgeschäft und Startup-Kultur, hieß es. Der Jury gefiel die konsequente Kundenfokussierung.