B.Braun-Stiftung fördert Untersuchungen zum rationalen Einsatz von Antibiotika

B.Braun-Stiftung fördert Untersuchungen zum rationalen Einsatz von Antibiotika

Antibiotika retten Leben, das steht außer Zweifel. Doch ein inflationärer Einsatz fördert Resistenzen und führt zu steigenden Kosten, die in keinem Verhältnis zum medizinischen Benefit stehen. Vor allem bei Erkältungskrankheiten werden Antibiotika sehr großzügig verordnet. Genau hier zeigt sich nun eine Trendwende. Die Verschreibungen sind in den vergangenen Jahren deutlich zurückgegangen. Nicht zuletzt Dank des Programms Antibiotic Stewardship (ABS). Die B.Braun-Stiftung unterstützt hierzu gezielt Forschungen, um die Verordnungspraxis weiter zu verbessern.

Weltweit sind steigende Antibiotikaresistenzen ein großes Problem. In den USA treten aktuell pro Jahr mehr als 2,8 Millionen Infektionen mit resistenten Keimen auf, mehr als 35.000 Menschen sterben daran(1). Auch bei den in Deutschland jährlich auftretenden 400.000 – 600.000 nosokomialen Infektionen steigt der Anteil, der auf Antibiotikaresistenzen zurückzuführen ist(2). In der Medizin herrscht weitestgehender Konsens darüber, dass ein möglichst sparsamer und gezielter Einsatz von Antibiotika der vermehrten Resistenzentwicklung entgegenwirkt. Intensive Forschungen zur Optimierung der Verschreibungspraxis bezüglich Indikation, Auswahl, Dosierung und Anwendungsdauer werden von der B.Braun-Stiftung gezielt gefördert. Das ABS-Programm, eine Initiative der Deutschen Gesellschaft für Infektiologie e. V. (DGI) zur Förderung eines rationalen Umgangs mit Antibiotika, greift diese Forschungen auf und bietet Schulungen für Ärzte und Apotheker an. Es zeigen sich erste deutliche Erfolge.

Antibiotikaverordnungen bei Atemwegsinfekten gehen zurück

In der Wintersaison 2016/2017 erhielten 29 Prozent der Patienten von Haus-, HNO- und Kinderärzten ein Antibiotikum, sofern ein Infekt der oberen Atemwege vorlag. Zwei Jahre später, in der Saison 2018/2019, waren dies noch 24 Prozent. Dies zeigen Ergebnisse der Studie „Innovationsfondsprojekt Resistenzvermeidung durch adäquaten Antibiotikaeinsatz bei akuten Atemwegsinfektionen“, kurz RESIST genannt. Die Untersuchung fand im Zeitraum vom 01.07.2017 bis 30.06.2019 bei insgesamt 2.460 Haus-, HNO- und Kinderärzten statt. Bei den Teilnehmern von RESIST konnte sogar eine noch größere Reduktion der Antibiotikaverordnungen verzeichnet werden. Im selben Zeitraum sank die Rate hier von 26 Prozent auf 20 Prozent. Initiatoren der Studie waren der Verband der Ersatzkassen e. V. (vdek) in Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und acht Kassenärztlichen Vereinigungen. 

Gezielterer Einsatz, schmaleres Wirkungsspektrum

Letztendlich haben viele Faktoren, die unter dem Motto „optimierter Einsatz von Antibiotika“ zusammengefasst werden können, zum Erfolg geführt. Das ABS-Programm bietet hierzu Fortbildungen für Ärzte und Apotheker an, die von der DGI gefördert werden. Übergeordnetes Ziel ist die Vermittlung einer rationaleren Verordnungspraxis. Die Wirkstoffe sollten seltener, dafür aber gezielter eingesetzt werden. Zudem sollten soweit möglich Antibiotika mit einem engen Wirkungsspektrum eingesetzt werden. Auch die Kommunikation zwischen Ärzten und Patienten ist ein Ansatzpunkt, um einer inflationären Antibiotikagabe entgegenzuwirken. Zum Beispiel durch gezielte Aufklärung, wann Antibiotika bei Erkältungskrankheiten überhaupt indiziert sind. Weitere Forschungen werden zu einem noch gezielteren Einsatz von Antibiotika beitragen. Daher setzt sich die B.Braun-Stiftung auch in Zukunft durch gezielte Förderung von Projekten für die Patienten- und Arzneimittelsicherheit ein. In 2021 werden gezielt Projekte zum Thema "Arneimittelsicherheit im Krankenhaus" gefördert. 

Alle geförderten Projekte haben einen interprofessionellen Forschungsansatz:  

  • Universitätsklinikum Dresden und Jena, Klin. Infektiologie: Implementierung von OPAT (Outpatient parenteral antimicrobial therapy) als ABS-Maßnahme und Evaluation des Prozesses. Die Methode ist in den USA etabliert. In der geplanten Studie wird untersucht, ob OPAT im deutschen Gesundheitssystem als standardisiertes Behandlungskonzept für Patienten mit muskuloskelettalen Infektionen etabliert werden kann.
    Kontakt: christian.gfrerer@uniklinikum-dresden.de
  • Universitätsklinikum Erlangen, Neonatologie: Vergleich der Antibiotikaspiegel aus Plasma und Kapillarblut mit Mikrosampling von neonatologischen Patienten – eine Pilotstudie zum therapeutischen Drug-Monitoring in der Neonatologie.
    Kontakt: fabian.fahlbusch@uk-erlangen.de
  • Ludwig-Maximilians-Universität, München: Interdisziplinäre ABS-Visiten in der zentralen Notaufnahme zur Optimierung des Antibiotikaeinsatzes.
    Kontakt: rika.draenert@med.uni-muenchen.de

 

 

 

Referenzen

(1)    2019 Antibiotic Resistance Threats Report, Center for Disease Control and Prevention (CDC)

(2)    Antibiotic Resistance and Hospital Infections, Robert-Koch-Institut, Veröffentlichungsdatum: 17.08.2017, Abrufdatum: 18.11.2020