Stipendiaten im Fokus: "Mittlerweile kann ich die Begeisterung früherer Stipendiaten nachempfinden, denn jeden Tag lerne ich Neues hinzu."

Stipendiaten im Fokus: "Mittlerweile kann ich die Begeisterung früherer Stipendiaten nachempfinden, denn jeden Tag lerne ich Neues hinzu."

Halbzeit der Harkness Stipendiatin: Harkness Fellowship bietet exzellente Vernetzungsmöglichkeiten.

Eindrücke vom Harkness Fellowship 2016/2017

„Das Fellowship wird die beste Erfahrung in deiner bisherigen Karriere“ – so lauteten die Kommentare von ehemaligen Harkness Stipendiaten.  Mittlerweile kann ich dies nachempfinden, denn  jeden Tag lerne ich Neues hinzu", sagt Harkness Stipendiatin Isabelle Scholl. Seit sechs Monaten befindet sich Dr. phil. Dipl.-Psych. Isabelle Scholl in Amerika für ein Harkness Fellowship in Health Care Policy and Practice, das in Deutschland von der B.Braun Stiftung finanziert und vom Commonwealth Fund gefördert wird. Ein halbes Jahr voller spannender Erfahrungen und ein Abenteuer. Ein Interview.

Liebe Frau Scholl, wie ist das Arbeiten am Dartmouth College – eine amerikanische Ivy League Universität?
Mein Arbeitsalltag hier am Dartmouth Institute for Health Policy & Clinical Practice ist in vielen Aspekten anders, als mein Arbeitsalltag am Institut für Medizinische Psychologie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf. Das Stipendium gibt mir die Möglichkeit mich ein Jahr lang auf mein Forschungsprojekt und auf das Kennenlernen des hiesigen Gesundheitswesens und seiner Akteure zu konzentrieren. Dabei kann ich mir Zeit nehmen, Neues zu lernen. Eine Freiheit, die der akademische Alltag in Hamburg natürlich weniger bietet. Das Dartmouth College bietet mir zudem gute Rahmenbedingungen. Diese reichen von logistischem Support (zum ersten Arbeitstag stand mein PC mit allen gewünschten Programmen, einer Emailadresse und einem Internetauftritt bereit) bis hin zu exzellenten Vernetzungs- und Fortbildungsmöglichkeiten, die mir das Institut hier bietet. Meine Mentoren, Dr. Glyn Elwyn vor Ort und Dr. Sarah Kobrin am National Cancer Institute in der Nähe von Washington DC, unterstützen mich von Anfang an in allen Fragen und Belangen, so dass ich mit meinem wissenschaftlichen Projekt zur Umsetzung von partizipativer Entscheidungsfindung in der Krebsversorgung mittels Veränderungen auf Ebenen von Gesundheitsorganisationen und –systemen sehr gut vorankomme. Gewöhnungsbedürftig fand ich zu Beginn lediglich das Arbeiten im Großraumbüro, was an amerikanischen Universitäten normal ist, aber mein Hamburger Buero vermissen ließ. Der zweite Wehrmutstropfen ist, dass ich in diesem Jahr keine Patienten behandele, eine Aufgabe die ich neben der Wissenschaft in Deutschland sehr gerne nachgehe.

Gibt das Harkness Fellowship Einblicke in amerikanische und internationale Gesundheitspolitik?
„Das Fellowship wird die beste Erfahrung in deiner bisherigen Karriere“ – so in etwa lauteten mehrere Kommentare von ehemaligen Harkness Stipendiaten, mit denen ich im Vorfeld gesprochen hatte. Mittlerweile kann ich dies auch nachempfinden! Jeden Tag freue ich mich über diese tolle Möglichkeit, denn jeden Tag lerne ich neues hinzu. Dadurch, dass wir eine internationale Gruppe bestehend aus zwölf Stipendiaten aus sechs Ländern sind, lerne ich nicht nur Dinge über das amerikanische Gesundheitswesen, sondern auch viel über aktuelle Entwicklungen in anderen Ländern. Dadurch gewinne ich einen neuen Blick auf meine wissenschaftlichen Fragestellungen und erweitere meinen Horizont. Im Rahmen des Jahres werden uns interessante Fortbildungen und Teilnahmen an Symposien und Kongressen angeboten, wodurch ich bereits viele neue Kontakte knüpfen die womöglich den Grundstein für längerfristige Kooperationen bieten.

Wie lebt es sich im ländlichen “Upper Valley”?
Natürlich besteht mein Leben hier nicht nur aus dem beruflichen. Meine Familie und ich genießen dieses Jahr im Ausland als ein großes Abenteuer, das viele neue Erfahrungen für uns alle mit sich bringt. Wir kamen aus der Großstadt Hamburg in das ländliche Upper Valley, in dem das Dartmouth College liegt. Statt den Hamburger Fischmarkt und die Elbe haben wir nun viele Wanderwege, Berge und Seen direkt vor der Haustür. Mittlerweile haben sich die Wanderwege in Langlaufpisten, die Berghänge in Skipisten und die Seen in Eisflächen zum Schlittschuhfahren verwandelt – ein Wintermärchen wie im Bilderbuch! Wir genießen diesen „richtigen“ Winter und verbringen an den Wochenenden viel Zeit in der Natur. Wenn die Sehnsucht nach der Großstadt uns überkommt, bietet Boston als nächste Stadt auch die Möglichkeit eines Stadtbummels im Rahmen eines Tagesausflugs.
Alles in allem könnte die Halbzeitbilanz nicht positiver ausfallen und ich freue mich auf die kommenden sechs Monate, die mir und meiner Familie hier noch bevorstehen!


Die Diplompsychologin Dr. phil. Isabelle Scholl wird nach dem Fellowship nach Hamburg zurückkehren. Dort leitet sie am Institut für Medizinische Psychologie der Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf eine Forschungsgruppe zur Evaluation und Umsetzung von Patientenorientierung im Gesundheitswesen. Ihr Forschungsprojekt im Rahmen des “Harkness Fellowship in Health Care Policy and Practice” lautet: “Enhancing the Implementation of Shared Decision-making in Cancer Care through Solutions that Address Organizational-level Barriers.”