Leitungswechsel im Mentoringprogramm
Im Rahmen unseres Mentoringprogramms steht ein Wechsel bevor: Die Leitung des Programms wird in neue Hände übergeben. Wir haben mit Prof. Dr. Ursina Baumgartner, der bisherigen Leitung sowie Prof. Dr. Jacqueline Martin, der neuen Führungskraft über ihre Erfahrungen, Visionen und die zukünftige Ausrichtung des Programms gesprochen.
Frau Baumgartner, Sie waren viele Jahre mitverantwortlich für die Planung und Gestaltung des Mentoringprogramms. Können Sie kurz die Besonderheiten des Mentoringprogramms beschreiben?
Das wegweisende Mentoringprogramm richtet sich an Nachwuchsführungskräfte aus allen Bereichen der Gesundheitsversorgung, wie Pflege, Physiotherapie, Medizin, Pharmakologie oder Medizintechnologie. Um den nächsten Karriereschritt erfolgreich in Angriff zu nehmen, sind die Mentees bereit sich neben Beruf und Familienarbeit in den Intensivseminaren und einem persönlichen Coaching zu engagieren. Dabei durchlaufen sie ein Programm, das sich am Prozess des Design Thinking orientiert und sie befähigt von einer vagen Vision zu umsetzungsfähigen, innovativen neuen technischen Tools oder Versorgungsprozessen zu gelangen.
Was hat die Zusammenarbeit der Stiftungen so besonders gemacht?
Die Zusammenarbeit der Careum Stiftung und der B. Braun-Stiftung ist durch die Zeit viel intensiver und interessanter geworden. Wir waren uns schnell einig mit dem neuen Schwerpunkt „Design Thinking“. Die konsequente Umsetzung, um Design Thinking pointierter in den einzelnen Veranstaltungen einfließen zu lassen, führte zu einigen interessanten Diskussionen. Wir stammen zwar von verschiedenen Stiftungen und aus verschiedenen Ländern – unser gemeinsames Ziel die Förderung der Innovationskraft bei jüngeren, engagierten Führungskräften einigt uns und bringt, dass Mentoringprogramm und die einzelnen Mentees vorwärts. Kurz gesagt: die Zusammenarbeit ist für alle Beteiligten intensiv und erschließt gleichzeitig neue Welten.
Frau Martin, was haben Sie bisher über das Mentoringprogramm gehört und wie finden Sie es?
Das Mentoringprogramm ist meiner Ansicht nach ein wertvolles Nachwuchsförderungsprogramm mit direktem Praxistransfer für Führungspersonen im Gesundheitswesen. Es ist eine Weile her, dass ich selbst das Privileg hatte, am Programm teilzunehmen, aber ich habe es in bester Erinnerung behalten. Insbesondere der internationale Austausch über Deutschland, Österreich und die Schweiz, um andere Gesundheitssysteme kennenzulernen, ist sehr wichtig und die Abschlussreise ist als besonderes Highlight hervorzuheben.
Welche Erwartungen und Ziele haben Sie für Ihre neue Rolle als Mitorganisatorin des Mentoringprogramms?
Erwartungen habe ich noch nicht so viele, denn ich möchte mir zuerst einen Einblick über das Programm verschaffen, wie es sich über die Jahre verändert hat und was aktuell neue inhaltliche Schwerpunkte sind. Ich freue mich jedoch auf die gute Zusammenarbeit mit den verantwortlichen Personen von der B. Braun-Stiftung, die sich für die stetige Weiterentwicklung des Programms engagiert haben.
Wie hat sich das Programm im Laufe der Jahre verändert und welche Erkenntnisse haben Sie, Frau Baumgartner, aus der Zeit mitgenommen?
Früher umfasste das Mentoringprogramm eine bunte Sammlung von Themen rund um Management, Laufbahnentwicklung und innovativen Geschäftsmodellen mit dem Auftrag einen Businessplan für ein neues Angebot in der Gesundheitsversorgung zu erstellen. Zeitgleich fand das Mentorat bei einer Person aus dem Topmanagement statt mit dem Ziel der individuellen Förderung der Führungspersönlichkeit sowie des Unternehmertums.
Heute orientiert sich das Mentoringprogramm gezielt am Prozess des Design-Thinking, d.h. in jedem Intensivseminar wird ein Schritt des Design-Thinking in den Blick genommen. Im Zentrum steht die Entwicklung der Fähigkeit, Ideen für Innovationen zu erkennen, zu bewerten und erfolgreich zu implementieren. Das heutige Mentoring ist stärker auf Shadowing, Begleitung in Kadersitzungen und ein Coaching durch erfahrene Führungskräfte aus verschiedenen Bereichen der Gesundheitswirtschaft wie z.B. Krankenhäusern, ambulanten Einrichtungen, Krankenkassen, Politik und Wissenschaft ausgerichtet.
Gab es sowas wie ein Highlight in all den Jahren? Welches war für Sie das schönste Erlebnis im Mentoringprogramms?
Für mich gibt es nicht nur ein spezielles Highlight. Ganz besondere Höhepunkte in jedem neuen Mentoringprogramm sind das Auftaktseminar mit Design Thinking und die Abschlussreise in ein anderes europäisches Land mit den Präsentationen der erarbeiteten Businesspläne. Es ist bei jeder Kohorte ein hervorragendes Erlebnis die Teilnehmenden von den ersten Schritten im Innovationsprozess bis hin zur Präsentation der innovativen Projektarbeiten begleiten zu können.
Frau Martin, welche Erfahrungen und Fähigkeiten bringen Sie mit, die Ihnen in dieser Position besonders nützlich sein werden?
Ich habe in der Vergangenheit verschiedene Leadership Programme an Hochschulen aufgebaut und als Studiengangsleiterin geleitet und bin auch aktuell an der Careum Hochschule Gesundheit für ein Programm verantwortlich. Entsprechend kenne ich die didaktischen Ansätze und thematischen Schwerpunkte aus eigener Erfahrung. Des Weiteren bin ich auch seit vielen Jahren in diesem Bereich in der Lehre und Forschung tätig und habe meine PhD-Arbeit im Themenbereich Führungsentwicklung gemacht. Aufgrund von meinem eigenen Werdegang habe ich einen guten Praxisbezug mit langjähriger Führungserfahrung im Gesundheitswesen, unter anderem als Mitglied der Geschäftsleitung einer Universitätsklinik und als Mitglied in Vorständen von Krankenhäusern und kenne die aktuellen Herausforderungen von Gesundheitsinstitutionen sehr gut. Diese langjährige Erfahrung möchte ich sowohl in Theorie als auch bezüglich des Praxisbezugs ins Team einbringen.
Wie sehen Sie, Frau Baumgartner, die heranwachsenden Führungskräfte? Es gibt ja immer wieder Diskussionen darüber, dass sie nicht so „aufopfernd“ seien? Haben sich die Mentees verändert?
Sicher haben sich die Mentees im Verlauf der Zeit verändert. Sie bringen heute ihre Ideen viel selbstverständlicher ein und ihre Rückmeldungen fallen einiges kritischer aus. Konkret sind die Ansprüche an das Programm gestiegen, was uns dazu motiviert kontinuierlich an dessen Verbesserung zu arbeiten. Gemeinsam über die Zeit bleibt für die Mentees die Herausforderung das eigene Potential zu erkennen und die eigenen Karriereschritte innovativ anzugehen. Unsere Teilnehmenden bringen einen Hochschulabschluss und erste Führungserfahrungen mit. Damit gehören sie noch nicht der Generation Z an.
Wir sind gerade in einem großen Veränderungsprozess. Die Gesundheitsversorgung in der CH und in DE muss sich neu aufstellen. Was wird für die Zukunft für Programme, wie das Mentoringprogramm wichtig sein bzw. wo muss es sich hin entwickeln?
In der Zukunft ist es für die angehenden Führungskräfte von zentraler Wichtigkeit, eingespurte Bahnen überlegt zu verlassen, neue Lösungen zu suchen und in Kooperationen umzusetzen. Kompetenzen wie innovativ Denken, um Herausforderungen der Zukunft zu erkennen und die Fähigkeit in wechselnden Teams erfolgreich zusammenzuarbeiten werden zunehmend alltagsbestimmend. Dabei hilft das herkömmliche hierarchische Verhalten wenig: jedes Teammitglied soll gemäß seinem Potential eingesetzt werden. Gerade im Mentoringprogramm der B. Braun- und Careum-Stiftung treffen Menschen mit ganz unterschiedlichen Berufsbildern und ganz verschiedenen Fähigkeiten zusammen. Hier können sie zentrale Kompetenzen, wie Innovationskraft und Teamführung entwickeln und trainieren.
Frau Martin, der Personalmangel bringt große Veränderungen in der Gesundheitswirtschaft mit sich. Was wird für die Zukunft für Programme, wie das Mentoringprogramm wichtig sein bzw. wo muss es sich Ihrer Meinung nach hin entwickeln?
Die grundlegende Aufgabe von Führungspersonen ist: „To run and improve their business“, entsprechend ist ein erfolgskritischer Faktor, dass wir auch in Zukunft genügend Führungspersonen im Gesundheitssystem haben, die Change Prozesse wirksam mitgestalten können. Dies bezieht sich sowohl auf die dafür notwendigen Skills wie z.B. Methodenkenntnis für Prozessoptimierungen, als auch auf die soziale und persönliche Kompetenz, Menschen inspirieren und befähigen zu können.
Worauf freuen Sie sich beim Mentoringprogramm am meisten und warum?
Ich bin immer sehr gespannt auf die neuen Geschäftsideen und Business-Cases, die die Teilnehmenden im Verlaufe des Programms entwickeln und in der Abschlussveranstaltung vorstellen. Da gibt es teilweise wirklich innovative Lösungen für Herausforderungen in der klinischen Praxis.
Prof. Dr. Ursina Baumgartner ist seit 2021 teilpensioniert und betreute bis Ende 2024 bei der Careum Hochschule Gesundheit das Mentoringprogramm mit dem CAS FH in Management in der Gesundheitswirtschaft. Sie engagiert sich in verschiedenen Vereinen zur Verbesserung der Gesundheitspolitik und der Gesundheitsversorgung. Im Verlauf ihres beruflichen Lebens absolvierte sie nach der Ausbildung zur Pflegefachfrau und Berufsschullehrerin ein pflegewissenschaftliches Studium an der Universität Maastricht. Von 2002 bis 2009 leitete sie als Co-Schulleiterin die Pflegeschule Clara, danach arbeitete sie von 2010 bis 2021 als Rektorin der Kalaidos Fachhochschule, Departement Gesundheit in Zürich.
Prof. Dr. Jacqueline Suzanne Martin ist seit 2020 Rektorin der Careum Hochschule Gesundheit (CHG), Teil der Kalaidos Fachhochschule in der Schweiz. Sie arbeitete davor über 33 Jahre in verschiedenen Funktionen im Universitätsspital Basel, die letzten 9 Jahre als Pflegedirektorin in der Geschäftsleitung. Ihre akademische Ausbildung absolvierte sie parallel zu ihrer beruflichen Tätigkeit und schloss 2005 ihren Master in Pflegewissenschaft an der Universität Maastricht, Niederlande, ab und promovierte 2012 an der Universität Ulster, UK. Darüber hinaus verfügt sie über einen Master of Advanced Studies in Adult- & Professional Education von der Universität Kaiserslautern, Deutschland. Von 2006 bis 2012 leitete sie das RCN Clinical Leadership Programm an der Universität Basel und ist nun Studiengangsleiterin des CAS Shared Leadership-Shared Governance an der CHG.