Forschungsaktivitäten junger Medizinerinnen und Mediziner als Weiterbildungszeit anerkennen

Forschungsaktivitäten junger Medizinerinnen und Mediziner als Weiterbildungszeit anerkennen

Ohne Forschung gibt es keine gute Patientenversorgung: Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) möchte, dass Forschung von medizinischen Personal in der Weiterbildung angerechnet wird.

Wer forschen will, muss das nicht selten nach Dienstschluss machen. Auch wenn Patientenversorgung, Lehre und Wissenschaft die drei grundsätzliche Aufgabenbereiche von Ärztinnen und Ärzten ist, fehlt heute aufgrund der Arbeitsverdichtung in der Krankenversorgung die Zeit für Forschungsaktivitäten. Zusätzlich gibt es für junge, im ärztlichen Dienst Tätige wenige berufliche Perspektiven und attraktive Karrierewege in der medizinischen Wissenschaft: „Die enge Verknüpfung von Forschung und Versorgung ist in der Medizin jedoch wichtig, um Forschungserkenntnisse rasch in die Versorgung zu überführen oder um Erfahrungen aus der Versorgung unmittelbar in die Forschung einfließen zu lassen“, betont AWMF-Präsident Professor Dr. med. Rolf Kreienberg.

Mit Forschungs- und Weiterbildungsprogrammen zu unterstützen, sei der richtige Weg, heißt es in der heuten Pressemitteilung des AWMF.  Zusätzlich hält die Arbeitsgemeinschaft es für angebracht, Zeiten für Forschung während der Weiterbildung anzurechnen.  Die AWMF begrüßt deshalb die Initiativen, wie die des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF) und der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) „Clinician Scientists“. 

Im Koalitionsvertrag der Bundesregierung ist die „bundesweite Implementierung von ‘Clinician Scientist-Programmen‘“ vorgesehen. Derzeit werden 13 Forschungsprogramme für medizinische Nachwuchskräfte gefördert, die sich in der Weiterbildung zur Fachärztin/zum Facharzt befinden. Die Programme sollen sie zu wissenschaftlichem Arbeiten während der Weiterbildung motivieren und über ein forschungsbezogenes Curriculum sowie verbindliches Mentoring für Forschung qualifizieren. Allerdings werden Forschungszeiten derzeit durch die Landesärztekammern zum Teil nur sehr begrenzt und unterschiedlich für die Facharztweiterbildung anerkannt. "Forschungszeiten sollten angemessen für die Fachärzteweiterbildung angerechnet werden“, betont Professor Dr. med. Rolf-Detlef Treede, stellvertretender Präsident der AWMF. Und auch nach der Weiterbildung zum Facharzt brauche es vertraglich geschützte Zeiten für Forschung. Ein Schritt in diese Richtung seien „Advanced Clinician Scientist- Programme“. 

Es müssten aber auch innerhalb des Studiums mehr wissenschaftliche Grundlagen vermittelt werden, so Treede. Eine wichtige Rolle kommt außerdem den wissenschaftlich-medizinischen Fachgesellschaften zu, die ihrerseits Nachwuchsakademien schaffen, klinische Studien zu speziellen Themen unterstützen oder die Vernetzung der „Clinician Scientists“ begleiten können. Die AWMF ist sich sicher: Man braucht die Unterstützung aller beteiligten Akteure. Denn ohne eine krankheitsorientierte und patientennahe Forschung wird nicht nur die Qualität der medizinischen Forschung in Deutschland sinken, sondern auch die Qualität der Patientenversorgung.

 

Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften e. V. (AWMF) bündelt die Interessen der medizinischen Wissenschaft. Sie handelt im Auftrag ihrer 179 medizinisch-wissenschaftlichen Fachgesellschaften.  Die AWMF ist laut eigenen Aussagen Ansprechpartner für gesundheitspolitische Entscheidungsträger, wie den Gemeinsamen Bundesausschuss, und koordiniert die Entwicklung und Aktualisierung medizinisch wissenschaftlicher Leitlinien in Deutschland. Die AWMF finanziert sich vorwiegend durch die Beiträge ihrer Mitgliedsgesellschaften und Spenden.